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Autonom fliegende Augen im Kanal

Mit Kameradrohnen lassen sich doch allerhand Dinge anstellen – vielleicht auch die Inspektion von Kanälen? Was 2021 noch wie eine Schnapsidee anmutete, ist heute bei den Berliner Wasserbetrieben bereits Praxis. Dabei sind die Grenzen des Einsatzbereichs von Drohnen im Kanal noch nicht absehbar. Wir bei den Berliner Wasserbetrieben setzen bei der fachübergreifenden Weiterentwicklung der Drohnen im Kanal gerade viel beachtete Zeichen in der Branche.

Zusätzlich zu den Befahrungen mit Kamerafahrwägen befliegen wir bereits gemeinsam mit unserem Partner Uni-Inspector einige Teile der Kanalisation mit Inspektionsdrohnen. Die Drohnen haben den Vorteil, dass man mit ihnen schwer zugängliche Netzbereiche mit vergleichsweise geringem betrieblichen Aufwand einsehen kann. Dadurch werden wir bald auch im hintersten Winkel unseres Kanalnetzes über den aktuellen Zustand Bescheid wissen. Zusätzlich bieten die Drohnen heute schon die Möglichkeit, digitale 3D-Modelle der beflogenen Bauwerke zu erstellen – wenn auch noch nicht mit der Genauigkeit, die wir uns wünschen.

Als relativ neue Technologie in der Kanalinspektion läuft dabei noch nicht alles so rund wie bei den Kamerafahrwägen. Daher entwickeln wir gemeinsam stetig alle Abläufe – vom Start der Drohne bis hin zur Bereitstellung der Bilder beziehungsweise der 3D-Modelle – in unseren Systemen weiter.

Drohneninspektionen in der Kanalisation zukünftig auch in Eigenregie geplant

Um den hohen Bedarf an Inspektionsflügen in der Kanalisation abdecken zu können, wollen wir zukünftig auch selbst mit eigenen Drohnen fliegen. Die Vorbereitungen dazu sind bereits angelaufen. Im Oktober haben drei AE-Kollegen erfolgreich den Führerschein für Inspektionsdrohnen in der Kanalisation bestanden, eine bei uns im Hause gemeinsam mit Uni-Inspector durchgeführte Ausbildung, an der auch Kollegen der Emscher Genossenschaft teilgenommen haben.

Unsere Drohnenpiloten werden ab sofort erste Inspektionsflüge durchführen und dabei von Uni-Inspector betreut. Zukünftig sollen sie mit eigenen Wasserbetriebe-Drohnen selbstständig fliegen können, so der Plan.

Im Forschungsprojekt DIANE wollen wir zeigen, was mit Drohnen in Kanälen geht

Mit den heute marktverfügbaren Inspektionsdrohnen lassen sich große Kanäle ab 80 Zentimeter Durchmesser nach vorheriger Belüftung mithilfe eines Piloten und eines Senders befliegen. Damit ist ihr Einsatzbereich im Kanalnetz leider noch limitiert – und genau das wollen wir ändern.

Deshalb haben wir das BMDV geförderte Forschungsprojekt DIANE (Drohneneinsatz zur Inspektion von AbwasserNEtzen) ins Leben gerufen, in dem anhand eines Prototyps die technischen Grenzen des Drohneneinsatzes im Kanal ausgelotet werden sollen.

Der DIANE-Prototyp soll selbstständig, d.h. autonom ohne Pilot, ohne Sender und ohne vorheriges Belüften durch Kanäle mit einem Mindestdurchmesser von 40 Zentimeter fliegen. Gelingt es unserem Entwicklungspartner, der Uni Würzburg, den Prototypen bis Ende 2025 zu bauen, würde das die Einsatzmöglichkeiten der Inspektionsdrohnen in Kanälen für uns Betreiber vervielfachen.

Ein wirklich smarter Kanal -  vielleicht doch schon bald möglich?

Beim Einsatz der Drohnen in der Kanalisation stehen wir erst am Anfang. Wir sind überzeugt, dass Drohnen auch durch die Weiterentwicklungen im DIANE-Projekt künftig nicht nur eine sinnvolle Ergänzung, sondern eine echte Alternative zu den Kamerafahrwägen sein können. Autonome Drohnenüberwachungssysteme als Teil eines zukünftig wirklich smarten Kanals scheinen plötzlich im Bereich des Möglichen. Nicht auszuschließen, dass sich viele unserer kreativen Ideen und Herangehensweisen in zukünftigen Standards oder Regelwerken zum Drohneneinsatz in der Kanalisation wiederfinden werden.